An der Bundesstraße B64 (Rechbergstraße) befindet sich unweit von km 46,8 im Ortsteil Schrems bei Frohnleiten an einer Felswand ein einzigartiges „Zeichen des Glaubens“, nämlich das Holzmarterl der Familie Harter. Es ist ein Erinnerungszeichen an ein sehr tragisches Unglück. Wann diese Gedenkstätte errichtet worden ist, war nicht zu eruieren.
Das „Grazer Tagblatt“, (Tageszeitung, die zwischen 1891 und 1934 erschien), berichtet in ihrer Ausgabe vom 27. Februar 1931, dass sich in Schrems ein tödlicher Unfall ereignet hatte. Der zwölf Jahre alte Franz Harter versuchte im Steinbruch seines Vaters ein überhängendes Felsstück zu lockern. Der 200 Kilogramm schwere Steinblock fiel jedoch auf den Knaben und erdrückte ihn. Vater Franz Harter sen. war damals Lieferant von Felsblöcken für die Friedhofsmauern in Adriach.
Dieses wunderbare Kleindenkmal wurde von der Familie Harter vor einiger Zeit generalsaniert. Das kunstvoll ausgeführte hölzerne Marterl (Marter = Pein) besitzt an der Spitze ein Holzkreuz und am Boden ist ein Holzfach für die Aufnahme von Kerzen und Blumenvasen. Auch der Anstrich wurde in der Originalität mit blauer Farbe erneuert. Im Zentrum befindet sich ein großes Foto vom nachgestellten Unfall, das leider schon total vergilbt ist. Ein weißes Marmorkreuz mit der Aufschrift „Die Liebe höret niemals auf.“ ist in der Mitte platziert.
Über diesem Kleinod ist ein Holzdach zum Schutz gegen herabfallende Felsstücke angebracht und im Felsen verankert. Ein weiß blühender Fliederstrauch wurde vor dem Marterl gepflanzt und die Bäume über dem Felsen zur Sicherung belassen. Am Fuße des Felsens sind noch zwei große Blumentöpfe untergebracht. Umgeben ist dieses Juwel halbkreisförmig von einem Bänderzaun (ohne Nägel), eine typische Zaunform des steirischen Almenlandes, und einem hölzernen Eingangstor.
An christlichen Festtagen und Sterbetagen der Familienangehörigen werden bei dem einmaligen Marterl Kerzen angezündet und Blumen hingestellt.
In der schnelllebigen Zeit ist dieses Zeichen des Glaubens für die Familie Harter auch ein Platz zur Entschleunigung und zum Innehalten.
Ein herzliches Dankeschön den Bewahrern dieses wunderschönen religiösen Wegzeichen. Ein großes „Danke“ gebührt auch den „Marterlbesitzern“ für die vorbildliche Kleindenkmalpflege und die bereitwillige Auskunftserteilung.
Es ist eher selten, dass ein kleines Holzmarterl an einem Felsen angebracht wird, in Schrems ist das wirklich gelungen. Der Platz wirkt sehr „stimmig“ - trotz des tragischen Unglücks, an das es erinnert.