Das traditionsreiche Sigl-Kreuz auf dem Anwesen der Familie Christine und Manfred Auer in Adriach-Reising feierte 2010 gleich zwei Jubiläen: Es wurde vor 200 Jahren (1810) erbaut und vor 30 Jahren (1980) renoviert. Dieses Kreuz steht sehr exponiert auf der Grenze zwischen den Gemeinden Deutschfeistritz und Frohnleiten an der Wegkreuzung nach Zitoll und zum Haneggkogel und ist von drei weißen Birken umgeben. Es handelt sich um ein Wetterkreuz, das sich von den anderen Kreuzen dadurch unterscheidet, dass es drei Querbalken hat, und es soll die Bewohner der unterhalb liegenden Ortschaften vor Unwetter, Krankheit und jeglichem Unheil beschützen.
Das Sigl-Kreuz besteht aus einem stabilen Steinbau und ist mit einem Holzvordach und einem Schindeldach gedeckt, das 2005 von den Besitzern komplett erneuert werden musste. Im Inneren sieht man ein Bild vom „Ursprung des wunderbaren Gnadenbildes Maria Luschariberg“. Der Luschariberg befindet sich im österreichisch-italienischen Grenzgebiet unweit der Gemeinde Tarvis im Kanaltal. Maria Luschari ist heute ein berühmter europäischer Wallfahrtsort auf einem Aussichtspunkt, der einen herrlichen Blick auf die imposanten Berge der Gegend bietet und neben dem Pilgerweg auch durch eine Seilbahn erschlossen ist. Eine alte Überlieferung berichtet, dass dort im Jahr 1360 einem Hirt die Schafe weggelaufen waren. Kurz darauf fand er sie, kniend in einem Bergkieferstrauch. Verblüfft näherte er sich und sah im Strauch ein hölzernes, reliefartiges Bild der Gottesmutter mit dem Kind Jesu. Er brachte das Bild dem Pfarrer. Doch am nächsten Tag war das Bild auf wunderbare Weise wieder am Luschariberg, und wieder umgaben es kniende Schafe. Der Fall wiederholte sich noch ein drittes Mal. Da meldete der Pfarrer die Begebenheit dem zuständigen Patriarchen. Der gab die Anordnung, dass an der Stelle, wo das Bild gefunden wurde, eine Kapelle gebaut wird. An dieser Stelle, an der heute die Wallfahrtskirche thront, wird die heilige Maria als „Königin Europas“ verehrt.
Das Gnadenbild im Sigl-Kreuz ist von zwei farbenprächtigen Maria- und Jesus-Statuen flankiert und die Nische ist mit einem kleinen Holzkreuz, Blumenstöcken und Kerzen liebevoll geschmückt. Neben dem Sigl-Kreuz steht eine gemütliche Holzbank, die zum Verweilen und Besinnen einlädt.
Jedes Jahr am Karsamstag finden sich viele Gläubige dort zur Osterspeisensegnung ein. Im Jahr 2010 waren es an die hundert, die aus nah und fern hinaufgewandert sind. Früher wurden diese „Fleischweihen“ vom Nachbarn und dem Initiator zur Gründung des Vereins „Freunde der Kirche von Adriach“, Msgr. Prof. Dr. Johannes Parizek, vorgenommen. In den 1970er-Jahren fanden beim Sigl-Kreuz noch Hubertusfeiern statt, wobei das Kreuz von der Jägerschaft wunderschön weidmännisch geschmückt wurde. 2007 veranstaltete der Österreichische Kameradschaftsbund unter Obmann Hans Sobl dort eine stimmungsvolle Adventfeier mit Adventgedichten und –liedern, mit Gebeten und einer Lichterprozession zum Poldlwirt.
Die Traditionen werden dort nach den Besitzern weiterhin gepflegt. Möge das Sigl-Kreuz noch möglichst oft diesen Ortsteil von Adriach und dessen Bewohner mit Marias Hilfe vor allen Krankheiten und vor Unwetter beschützen!