Auf dem Bauernhof der Familie Christine und Anton Strunz vulgo Zagler steht in Laufnitzdorf zwischen dem im Jahr 2000 neu errichteten Wohnhaus und dem zwischen 1958 und 1960 errichteten Wirtschaftsgebäude ein sehr gut erhaltener Bildstock neben einer Bienenhütte. Der zirka drei Meter hohe Bildstock – im Volksmund auch „Zagler-Kreuz“ genannt – ist dem heiligen Florian geweiht. Auf der Spitze des Daches befindet sich in der Mitte ein weithin sichtbares Betonkreuz.
Der Name „Florian“ – lateinisch „der Blühende, Prächtige“ – fand im Mittelalter in Erinnerung an den heiligen Florian sehr große Verbreitung. Der heilige Florian wurde um 304 nach Christus wegen seines starken Glaubens in der oberösterreichischen Enns ertränkt. Seit damals ist er der Schutzheilige von Oberösterreich und der Patron gegen die Feuersgefahr. Sein Namenstag wird am 4. Mai gefeiert.
Das genaue Baujahr des schönen Bildstocks, der auf einem Steinsockel aufgemauert wurde, ist leider nicht bekannt. Die seinerzeitige Besitzerin Stefanie Herler kann sich heute noch erinnern, dass er bei der Heirat mit ihrem Gatten Josef im Jahre 1935 bereits stand. Damals waren die Wohn- und Stallgebäude aus Holz gebaut und die Dächer noch mit leicht brennbaren Stroh, später mit Holzschindeln, gedeckt. Auch die Pfeifenraucher am Hof stellten zu dieser Zeit mit ihrer Glut eine Feuersgefahr dar. Unter dem Schutz des heiligen Florian, der von den dortigen Bewohnern immer in Ehren gehalten wurde, kam es jedoch niemals zu einem Brand am Zagler-Hof.
Im Jahr 1980 übernahm der unermüdliche Pfarrmitarbeiter Johann Rappold mit seiner Gattin Anna den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb. Johann Rappold, langjähriges PGR-Mitglied und ausgezeichneter Koordinator diverser Prozessionen sowie des Böllerschießens, war es auch, der den etwas in Mitleidenschaft gezogenen Bildstock 1991 von Grund auf renovierte. Der in einer Mauernische hängende, auf Blech gemalte heilige Florian wurde vom ortsbekannten Malkünstler Franz Kainz vulgo Tranninger gänzlich restauriert. Im Zuge dieser Renovierungsarbeiten wurde auch die auf der Vorderseite befindliche Nische mit einem Eisengitter versehen, das von dem im September des Vorjahres verstorbenen Forstarbeiter und bekannten Böllerschießer Josef Fuchsbichler geschmiedet worden war. Anläßlich der feierlichen Einweihung des wunderschön renovierten Bildstocks 1991 durch P. Simon Orec wurde davor sogar eine heilige Messe gefeiert. Der Bruder des Vorbesitzers, Friedrich Rappold, deckte den Bildstock vor zwei Jahren mit einem neuen Schindeldach. Gleichzeitig wurde von dem im Jahre 1996 in „Unruhestand“ getretenen Johann Rappold das Gemälde des heiligen Florian erneuert, womit er wieder seine Vielseitigkeit unter Beweis stellte.
Seit 2003 findet im Zwei-Jahres-Rhythmus (abwechselnd mit Schrems) vom „Zagler-Kreuz“ ausgehend eine Bittprozession zur Dorfkapelle Laufnitzdorf statt. Dabei wird jeweils in den letzten Tagen vor Christi Himmelfahrt für die vielfältigen menschlichen Anliegen gebetet – vor allem für die Früchte der Erde und das menschliche Schaffen.
Vor dem „Zagler-Kreuz“ steht eine gemütliche Holzbank, die bei herrlicher Aussicht zum Verweilen und zum Besinnen einlädt. Möge dieses schöne Zeichen unseres Glaubens den Zagler-Hof und die dort wohnenden Menschen und die dort untergebrachten Tiere mit Hilfe des heiligen Florian weiterhin so gut beschützen wie bisher!