Der Glaube wurde lange Zeit nur über Bilder vermittelt, denn Lesen und die lateinische Sprache konnten nur die wenigsten Gläubigen. Für Pilger, die im 4. Jh. nach Jerusalem kamen, war es selbstverständlich, dass sie auch auf den Spuren der Leidensgeschichte wandelten und alle Stationen von der Verurteilung durch Pilatus bis zur Grablegung nachgingen. Seit dem 15. Jh., zur Zeit der Kreuzfahrer wurde die ursprünglich nur an Jerusalem gebundene Andachtsform des Kreuzweges auch in anderen Ländern nachgeahmt. Die zurückgekehrten Pilger legten Nachbildungen der heiligen Stätten in ihrer Heimat an, wobei sie oft die Länge der Via Dolorosa (lateinisch „Der schmerzhafte Weg“) mit dem Ziel eines Kalvarienbergs (lateinisch „Schädelstätte“) nachbauten.
Einen wunderbaren Kalvarienberg gibt es als „Zeichen des Glaubens“ auch in der Pfarre Frohnleiten. Er liegt am südlichen Abhang des 1.036 m hohen Harterberges in Schrems und steht mehrmals jährlich im Mittelpunkt der Gläubigen. Nur zu Fuß erreicht man ihn von der Rechbergstraße B64 in ca. 30 Minuten über zahlreiche Treppen gegenüber der Barbarakapelle und Forststraßen. Wahrscheinlich ist es dieser kurze, jedoch etwas steile Anstieg und seine idyllische Lage, umgeben von vielen Bäumen, die diesen Kreuzweg so einzigartig machen.
Dieser Kalvarienberg liegt auf dem Besitz der Familie Harter und wird von ihr auch liebevoll gepflegt und instand gehalten. Über die Entstehung des ursprünglichen Kreuzweges sind die Informationen sehr rar. Jedoch gibt es vom neu errichteten Kreuzweg im Jahre 1962 einige Dokumente. Aus einem Protokoll der Schremser Gemeinderatssitzung vom 4. Dezember 1961 geht Folgendes hervor:
„Der Bürgermeister berichtet von der Notwendigkeit der Erneuerung der Kreuzwegstationen auf dem Kalvarienberg. Diese wird einstimmig beschlossen. Das Ergebnis der bereits erfolgten Haussammlung beträgt 1.730 Schilling. Der Besitzer Peter Harter sen. (†12.03.1998)hat sich bereit erklärt, die Säulen für die Bildstöcke kostenlos zur Verfügung zu stellen. Hans Reinbrecht spendiert einen Teil der Bretter und Thomas Köhler wird mit der künstlerischen Gestaltung beauftragt.“
Alle Holzarbeiten wurden damals in der noch jungen Tischlerei Peter Reinprecht sen. durchgeführt. Nachdem die 14 Stationen neu gesetzt wurden, pflanzte man auch hinter jeder Station ein Lindenbäumchen. Die vorhandenen uralten Linden mussten leider aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Die feierliche Einweihung erfolgte dann am 1. April 1962. Auch hiervon gibt es schriftliche Aufzeichnungen über die Festfolge. Die musikalische Umrahmung der „Schubertmesse“ gestalteten der Musikverein Frohnleiten unter Kapellmeister Karl Fink, ein Bläserquartett sowie der Schülerchor der Volksschule Schrems. Festobmann Hans Reinbrecht und Bürgermeister Josef Schöffauer hielten die Festansprachen. Höhepunkt war die Weihe des Kalvarienbergs durch den hochwürdigen Pater Guardian aus Graz, da nach altem Vorrecht nur ein Franziskaner die Einweihung dieses christlichen Juwels vornehmen durfte.
Erfreulich ist, dass auch sehr viele Kinder und Jugendliche zum „Kreuzwegbeten“ jährlich an den sechs „schneefreien“ Fastensonntagen jeweils um 14 Uhr kommen. Das Vorbeten ist seit einigen Jahren genau abgesprochen. Am Palmsonntag kommt der Pfarrer aus Frohnleiten oder dessen Vertretung und betet den Kreuzweg. 2002 feierte der Schremser Kalvarienberg an der Harterwiese sein 40-Jahr-Jubiläum der Neuerrichtung. Besondere Anerkennung erfuhr damals Peter Harrer vulgo Oberkaiber, weil er auf dem christlichen Kleinod vierzig Jahre hindurch vorgebetet hatte. Diese Tätigkeit übernahmen später Engelbert Hirtler, in weiterer Folge Philipp Prietl und der äußerst verlässliche, allzu zu früh verstorbene Karl Rait (†11. Dezember 2023), der im Jahr der Neuerrichtung des Kreuzwege 1962 das Licht der Welt erblickte.
Im August 2012 feierte man ein Doppeljubiläum in Schrems. 30 Jahre war es her, dass man die Barbarakapelle errichtet hatte und vor 50 Jahren wurde der Kreuzweg erneuert. Zuerst fand eine Kreuzwegandacht am Kalvarienbergmit PaterSimon statt, eine Woche später gab es einen Festgottesdienst bei der Kapelle mit dem Abt aus Rein.